Komm fort mit mir und werde mein,
Ich weiß ein fernes stilles Thal.
Dort sarge deine Toten ein,
Dort ruhe aus von deiner Qual.
Steh' auf in deines Bahrtuchs Zier,
Steh' auf in deiner Todesruh',
Steh' auf, sei stark und folge mir,
Ich küss' dir deine Wunden zu.
Du bist erstarrt – ich habe Glut,
Du bist ein Kind – ich bin ein Mann,
Du trägst nur Dornen, feucht von Blut:
Nimm meine jungen Rosen an!
Verschmähst du mich, du Heil'genbild,
So welkst du hin in Frost und Nacht,
Ich aber falle ohne Schild,
Mit Zorn und Fluch in wilde Schlacht.
Du brauchst den Arm, im Kampfe fest,
Den Mund mit heißlebend'gen Hauch,
Die Brust, an der sich's schlummern läßt,
Und ich, mein Kind, bedarf dein auch.
Sei du der Geist, der für mich fleht,
Mein Sinn ist finster – sei mein Licht,
Ich bin nicht fromm – sei mein Gebet,
Ich schwiege gern – sei mein Gedicht!
aus: Gedichte von Alfred Meißner
Zweite stark vermehrte Auflage
Leipzig Friedrich Ludwig Herbig 1846