Junge Frauen im Sonnenglanz

Junge Frauen im Sonnenglanz
träumen vom Wunder. Sie liegen im Grase
selig und stumm; vom Morgen zum Abend
sind sie nicht müde, des Wunders zu warten, -
liegen und träumen.

Taub für das Leben, hören sie hell
hinter die Stunden und hoffen und spüren,
ob sich vom ewigen Segensquell
nicht eine Welle zu ihnen will rühren, -
träumen und hoffen.

Sehet nur! Seht! Die Thore sind weit
offen, und eine jede ist Braut!
Längst ist die Sonne schlafen gegangen;
aber mit dunklen, lodernden Wangen
harren sie noch auf den leisesten Laut,
stumm auf das Wunder.

Aus: Carl Sternheim Gesamtwerk
Band 9: Unveröffentlichtes Frühwerk II
Lyrik Dramenfragmente Prosa
Herausgegeben von Wilhelm Emrich
Hermann Luchterhand Verlag Neuwied am Rhein, Berlin 41 1970

Collection: 
1967

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Als mir ein wundersames blasses Kind
Die alte matte Freudenschale gab
Zu trinken, nahm ich, trank und sank hinab
Ins Nebelgrab, war wieder jung und blind.

Was ich durch hartes Ringen mir errang
Es starb, als ich berauscht von...

Wie weiße Narzissen
Ist mein bleiches Gewissen,
Ein wirrender Duft,
Ein Schreien.

Einst war es wie Veilchen,
Das ist nun ein Weilchen,
Eh ich das gewußt:
Zu zweien.

Aus: Carl Sternheim...

1.

Um unsre Plätze ist ein heilig Schweigen,
Und unsre Flüsse hält ein großes Stocken,
Von unsern Bäumen tiefes Niederneigen,
Und in den Lüften zittern wirre Glocken.

Ich schreite einsam zu den weißen Steinen
Und...

Ich leg dir Sterne in dein Mädchenbett,
Sie werden sich an deine Reinheit schmiegen
Und lächelnd da wie bei Verwandten liegen.

Und sinke glücklich nieder im Gebet:
Du bist ein gutes Kind, dein Herz ist rein,
O dieses ganze...

Sieh, dort fällt ein Vogel ein
in das hohe grüne Gras,
weißt du das,
was mag es für ein Vogel sein?

Halt! da ruft er. Komm doch nah,
leise, daß er uns nicht hört,
Schritt um Schritt, gleich sind wir da,
...