Zuweilen ists in hoher Sommernacht
Als hörte ich am Fensterlein ein Flehen,
Und langst gestorbne Lippen reden sacht,
Und Schritte, die mein wacher Schmerz kennt, gehen ...
Als ob aus Sternen eine Seele weint,
Und eines Glückes jugendwilde Frage,
Die uns das Leben früh und streng verneint —
Da schlich ein Frost in unsre Sonnentage ...
Es war so wonnevolle Juninacht,
Im Garten leuchtets von Jasminensternen;
Die hast du mir in einem Strauß gebracht,
— Und heute irrt ihr Duft zu mir aus Fernen.
Fand aus entrücktem Lande sich dein Fuß
Zu deinem Heim, an mein betrautes Kissen?
Und sendest du Jasminenduft als Gruß
Aus deines Grabes heligen Finsternissen?
aus: Alberta von Puttkamer – Jenseit des Lärms. Dichtungen
Schuster & Loeffler, Berlin und Leipzig, 1904