Ist nicht dein Leib, anmuthumflossen,
Die Blüte schaffender Magie?
Hat sich nicht rein in ihn ergossen
Der ew'gen Kräfte Harmonie?
Ist dein Gesicht, das schönheitreiche,
Nicht deiner Seele Lustgefild?
Ist nicht die Brust, die schwanengleiche,
Der Herzensfülle Wunderbild?
Glänzt des Gemüthes tiefste Regung
Nicht in des Auges holdem Blick?
Tönt nicht die Grazie der Bewegung
Den Abglanz innerster Musik?
Ist's nicht der Liebe Geist, der wonnig
Durch Herz und Adern sich ergießt
Und mit Verklärungslichte sonnig
Die herrliche Gestalt umfließt?
Du bist ein Ganzes ohne Fehle,
Ganz lieb' ich dich, geliebtes Weib:
Die holde, süße, reine Seele,
Den holden, süßen, reinen Leib.
Aus: Melchior Meyr Biographisches. Briefe. Gedichte
Aus seinem Nachlasse aus der Erinnerung
herausgegeben von Max Graf von Bothmer und Moriz Carriere
Leipzig F. A. Brockhaus 1874