Ist nicht dein Leib, anmuthumflossen

Ist nicht dein Leib, anmuthumflossen,
Die Blüte schaffender Magie?
Hat sich nicht rein in ihn ergossen
Der ew'gen Kräfte Harmonie?

Ist dein Gesicht, das schönheitreiche,
Nicht deiner Seele Lustgefild?
Ist nicht die Brust, die schwanengleiche,
Der Herzensfülle Wunderbild?

Glänzt des Gemüthes tiefste Regung
Nicht in des Auges holdem Blick?
Tönt nicht die Grazie der Bewegung
Den Abglanz innerster Musik?

Ist's nicht der Liebe Geist, der wonnig
Durch Herz und Adern sich ergießt
Und mit Verklärungslichte sonnig
Die herrliche Gestalt umfließt?

Du bist ein Ganzes ohne Fehle,
Ganz lieb' ich dich, geliebtes Weib:
Die holde, süße, reine Seele,
Den holden, süßen, reinen Leib.

Aus: Melchior Meyr Biographisches. Briefe. Gedichte
Aus seinem Nachlasse aus der Erinnerung
herausgegeben von Max Graf von Bothmer und Moriz Carriere
Leipzig F. A. Brockhaus 1874

Collection: 
1857

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Daß lieblich du erheiterst meine Tage,
Ich muß es dir, mein artig Mädchen, lassen.
Du streuest reich auf meine Lebensstrassen
Die schönsten Blümchen - was ich redlich sage.

Doch Eines treibt mich stets zu neuer Klage:
Daß du...

1.
(Variation eines Goethe'schen Liedes)
Wenn nach hellem, frohen Tage
Dämmerung im Stübchen fließt,
Da geschieht es, daß auf einmal
Sich ein Schmerz in mich ergießt.

Und ich fühle, wie das Bangen...

Wollt's Lieben wohl lassen,
Wollt' küssen nit mehr,
Wenn's nur nit von allem
Das Schönste grad wär.
_

Könntst du nur mein Schätzel
Ein einzigsmal sehn,
Du thätst nix mehr sagen
Und ließest mi...

Er sitzt bei meiner Liebsten dort
In unbefangnem Scherz,
Die Worte fließen munter fort
Und ruhig schlägt sein Herz.

Ich weile still alleine hier,
Von ferne seh' ich hin,
Und ach die süßeste Begier
...

Die Menschen lassen eisigkalt
Durch ihre Reih'n mich wandeln,
Für sich nur sorget Jung und Alt
In eigensücht'gem Handeln.

Und nur zu bitterm Zank und Streit
Die Andern sich bemühen.
Der Liebe wird Gehässigkeit...