I.
Wie dein Auge - traumbewußt -
Senkt das schlummertrunkne Lid,
Wie sein Strahl um meine Brust
Ahnungsvolle Kreise zieht,
Wie es Sterne, Duft und Blüthe
Im Gemüthe -
Jeden Hauch erweckt zum Lied,
Und die Siegel löset sacht
Jeder Ahnung, die noch schliefe -
Nenn' ich es die stille, tiefe,
Unerschöpfte Frühlingsnacht.
Ach, und wenn in süßer Flut
Mir dein Auge überquillt,
Wenn sein Strahl dem trunknen Muth
Leuchtend Kuß um Kuß vergilt,
Wenn es aus dem Strom der Güte
Mein Gemüthe
Mit so reicher Labung stillt,
Daß der Rosen, die es pflag,
Tausend Knospen glühn und schwellen, -
Nenn ich es den freudehellen,
Unerschöpften Frühlingstag.
II.
Weide mich in deinem Bilde,
Süßes Auge, laß geschehn,
Daß die Wunder deiner Milde
Tief durch meine Seele gehn.
Aus dem Dunkel deiner Lider
Laß die stummen Melodien
Deiner Strahlen hin und wieder
Leuchtend durch mein Leben ziehn.
Fülle so mit deinem Frieden
Meiner Seele Traum und Thun,
Daß sie von der Welt geschieden
Mag in deinen Himmeln ruhn.
Oder laß mein Herz sich wiegen
In dem tiefsten aller See'n,
Selig durch die Wogen fliegen,
Oder taumelnd untergehn.