Wenn unsern Schlaf des fremden Meeres Chöre
jetzt mit Musik der Ewigkeit umwehn,
kann ich, solang ich Deinen Atem höre,
des Heimwehs Leiden besser überstehn.
Die fremde Sprache, die ich nicht verstehe,
und das Befremdliche von Brauch und Laut:
wenn ich in Deine guten Augen sehe,
ist alles mir befreundet und vertraut.
Die Einsamkeit, die immer mich umwittert,
ist leicht, solang Dein Stern sie sanft bescheint.
Dem Herzen, das vor meiner Zukunft zittert,
wird friedlich, weiß es sich mit Dir vereint.
Wie lang die Jahre der Verbannung dauern,
und ob uns je Erlösung blüht?
Ich kann den Wahn der Menschen nur betrauern.
Sonst bleibt, trotz allem, fröhlich mein Gemüt.
Ich halte Dich, was könnte mir geschehen?
Dem Widersacher keine Bosheit nützt,
ich darf in Deine guten Augen sehen
und weiß mich wohl geborgen und beschützt.
Die Stürme, die an unsern Wänden rütteln,
des fremden Meeres Ebbe oder Flut,
der Staub, den wir von unsern Schuhen schütteln,
sogar der Schatten Angst in unserm Blut:
zuletzt wird alles in dem Abenteuer,
in das die Zeit uns nun so wirr verstrickt,
ein Stückchen Habe, das mir Dein getreuer
Schutzengel als Erinnerungszeichen schickt.
Einst mag auch diese Sintflut wieder enden
und nur ein Traum und eine Sage sein,
wir werden unsre Schritte heimwärts wenden,
wo auf uns wartet der Willkommenwein.
Dann will ich mit dem ersten Glas Dir danken
und will das zweite all den Stätten weihn,
wo wir der Fremde Wein gemeinsam tranken,
verbunden auf Verderben und Gedeihn,
und mit dem dritten neue Hochzeit halten,
in Deine guten Augen zärtlich sehn
und unsrer jungen Liebe, unsrer alten,
Triumph in auferstandner Welt begehn.
(Band 2 S. 292-293)
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Ich darf in Deine guten Augen sehen
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