Abendliches Leni-Lied

Wir wandeln wieder lässig über Land,
ich und mein Hund. Die ersten Blätter bleichen.
Der Abendwind kommt kühl wie deine Hand
und will die Striemen aus der Stirn mir streichen.

Und plötzlich rührt es mich, zu meinem Hund
verinnigt Zärtliches von dir zu sagen,
wie eine Blumenurne wird mein Mund
von Liebesgöttern an dein Herz getragen.

Der Mond steigt langsam aus dem Wolkenwald,
an Sternen tastet sich die Nacht, die blinde,
stöhnend herauf. Ich bete, daß ich bald
mein Lied auf deinen Lippen wiederfinde.
(Band 1 S. 221)
_____

Collection: 
1986

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Oft ist es mir, als zöge deine Hand
Mich plötzlich bettelschüchtern am Gewand.

Ich aber muß verstockt so weiter schreiten
Und meine Augen über Pöbel breiten.

Ich bin in Stuben, die voll Qual und Qualm -
Und draußen blüht dein...

Ich folge deinen Füßen bis
In jede Furcht und Finsternis!

Deine Hände machen mich weinen,
Sie sind die jungen Schwestern der meinen.
Sie leuchten über meinem Pfade
Als Sterne einer großen Gnade.
Sie könnten mir...

Ich aber bin der Kleinsten Einer
Und der Geringste unter ihnen,
Und bin nicht wert, dir scheu zu dienen,
Denn so verscheucht, als ich, ist keiner,
Und jeder hat in seinen Mienen
Doch noch ein: Keuscher Ich und Reiner!

...

"Unglücklich kannst du mich nicht mehr
und nicht mehr glücklich machen!"
Dein strenger Ausspruch schmerzt mich sehr
und läßt mich nachts erwachen.
Dann denke ich dem allen nach,
was dich verbittern sollte,
was Arges...

O könnt' ich dir den Gram ersparen,
von jedem Kummer dich befrein,
in allen Nöten und Gefahren
dir Tröster und Beschützer sein,
dein Herz mit frischem Mut beleben,
und dir ein sichres Obdach baun,
was dein einst war,...