Das war ein Haus am Meeresstrand,
Dran kletterten wilde Feigen -
Es lag im dunkeln Garten rings
Ein myrthenduft'ges Schweigen ...
Die Wellen liefen und der Wind
Frisch an vom Mittelmeere;
Das rann wie Lachen durch die Luft
Und neckend schwand's ins Leere.
Dort haben Zwei sich aus der Welt
Gerettet in die Stille. -
Zu schöner Einheit band sie nun
Des ew'gen Gottes Wille.
Und das verlorne Paradies
Mit seinen Seligkeiten
Beginnt sein lichtes Morgenroth
Ob ihrem Haupt zu breiten.
Rings ist es still; vom Meere nur
Kommt's wie ein fremdes Singen.
Es darf die heil'ge Einsamkeit
Kein niedrer Laut bezwingen ...
O, wundervoller Hochzeitstraum!
Die Myrthe, die südlich-echte,
Steigt rankend in die Kammer hinein,
Daß sie ihr Haupt umflechte.
Das Brautlied singt eine Möve fern;
Als Fackel flammt auf den Klippen
Der Mond - und der süße Hochzeitstrank
Sind Küsse von ihren Lippen.
Das war ein Haus am Meeresstrand,
Dran kletterten wilde Feigen -
Es lag im dunklen Garten rings
Ein myrthenduft'ges Schweigen ...
aus: Dichtungen von Alberta von Puttkamer
Leipzig 1885