Blumen, die mit kalten Händen
Winter an das Fenster malt,
Die nur blüh'n in engen Wänden,
Farblos, kaum vom Licht bestrahlt,
Die in langer Nacht entsprießen
Und am kurzen Tag zerfließen, -
Ach! das sind gefrorne Blumen!
Lieder, die in ödem Zimmer
Der Poet in's Büchlein schreibt,
Während ihn die Sehnsucht immer
Zur entfernten Liebsten treibt,
Die er sich hat singen müssen,
Ohne sie zu sehn, zu küssen, -
Ach! das sind gefrorne Lieder!
Aus: Franz Dingelstedt's Sämmtliche Werke
Erste Gesammt-Ausgabe in 12 Bänden
Siebenter Band Zweite Abteilung
(Lyrische Dichtungen Erster Band)
Berlin Verlag von Gebrüder Paetel 1877