Wie selig, wer ein Weib gewann,
An Herz und Sitte rein!
Wie kann der hochbeglückte Mann
Sich seines Lebens freu'n!
Die Holde, die sich ihm ergab,
Theilt zärtlich Freud' und Schmerz,
Und weiht getreu ihm bis zum Grab
Ihr liebevolles Herz.
Wenn ihm des Amtes Ueberdruss
Die volle Brust empört,
So wird durch ihren Blick und Kuss
Dem innern Sturm gewehrt.
Wenn Noth und Drang der trüben Zeit
Mit Angst das Herz ihm füllt,
So wird durch ihre Freundlichkeit
Die Sorge bald gestillt.
Sie läßt ihm auf bedorntem Pfad
Des Trostes Blum' erblüh'n.
Ihr frommes Wort, ihr milder Rath
Macht jeden Unmuth flieh'n.
An ihrer Brust, in ihrem Arm
Versöhnt sie ihm die Welt.
Verschwunden ist des Lebens Harm,
Des Kummers Nacht erhellt.
Von ihr wird sein beglücktes Haus
Mit weisem Geist regiert.
Mit Freude geht man ein und aus,
Wo sie die Wirthschaft führt.
Durch Reinlichkeit und muntern Fleiss
Lacht alles um und um.
Des Gatten Wohlstand ist ihr Preis,
Sein guter Nam' ihr Ruhm.
Durch Lieb' und Huld wird sein Gefühl
Für jede Pflicht erweicht,
Und jedes Werk wird ihm ein Spiel,
Und jede Bürde leicht.
Und nicht im Taumel wilder Lust,
Nicht in bacchant'schen Reih'n,
In seinem Haus, in seiner Brust
Sucht er die Freud' allein.
Drum, wer ein edles Weib gewann,
An Herz und Sitte rein,
Wie kann der hochbeglückte Mann
Sich seines Lebens freu'n!
Aus: Auserlesene lyrische Gedichte von C. L. Neuffer
Tübingen gedruckt und verlegt bey Hopfer de l'Orme 1816