Versicherung neuer Treue
Dir mit Seufzern, dir mit Blut,
Dir mit heißer Thränenflut,
That ich meinen Schwur der Treue!
Dornen, scharfe Dornen streue
Gott auf meinen Pilgerpfad,
Wenn ich schnöden Meineid that.
Meuchelgift, das langsam frißt,
Hier, wo du verrathen bist,
Mische sich zu meinen Freuden;
Und wenn Leib und Seele scheiden,
Trete selbst den stärksten Mann,
Der mich sieht, ein Grausen an!
Wie ein Blinder, nach dem Licht
Müss' ich suchen, müsse nicht
Finden können, was ich suche!
Finster Alles vor dem Fluche
Des Gewissens werde mir,
Selbst der Sühneblick von dir!
Aber leg', o Phantasei,
Leg' den schwarzen Schleier bei;
Noch Verlaß ist hier zu Linken!
Engel machte Hoffart sinken:
Ich, fürwahr! ich sinke nie;
Bin ich stolz, bin ich's auf sie!
Stolz im tiefsten Herzensmark
Auf die Gute, die so stark
Mich mit Liebesarm umklammert!
Hohes Mädchen, o mich jammert
Jeder freudenlose Neid,
Der mich Eines Leichtsinns zeiht!
Nur der Neid erfrecht sich das!
Ach! bei ihm ist kein Gelaß
Für Gefühl der höchsten Weihe!
Jeder Blick, womit die Treue
Mir verschönert jeden Tag,
Ist für ihn ein Wetterschlag.
In sein Innres schlägt er ein!
Ach! er fühlt es, gar zu rein
Müsse sein das Herz des Einen,
Den so schöne Blicke meinen!
Und mein Herz, mit allem Heil
Hoher Lieb', ist ihm ein Gräul!
Mag es doch, wenn du nur weißt,
Daß kein Tropfen Blut sich kreist
Hin zu dieses Herzens Mitte,
Der zu Gott nicht täglich bitte:
"Sei mein Schicksal, wie es sei,
Gott, erhalte mich nur treu!
Treu, o Gott, erhalt mich dir
Und dem Engel, welcher mir
Ahnung giebt aus seinen Blicken
Von unsterblicherm Entzücken,
Ahnung, daß du droben erst
Schöner uns die Liebe lehrst!"
Mit der Ahnung will ich einst,
Wenn du, gutes Mädchen, weinst
Ueber meinen Sterbebetten,
Dir den Gram so lieblich ketten,
Daß er aus geliebter Gruft
Lächelnd mich bei Namen ruft!
Hiermit - - - Ach! dein Herz verschlug
Manchen Schlag an dieses Tuch! - - -
Will ich trocknen bald die Schweiße
Von der Stirn voll Todesweiße,
Bald das Lied, von dir geweint,
Die mich noch im Tode meint!
"Gutes Mädchen, nur voran
Will ich wandeln!" sag' ich dann:
"Will die Stätte dir bereiten
Zu den bessern Herrlichkeiten!
Liebeszeit hat Flügel, ach!
Lebe wohl, und komm bald nach!"
(Band 2, S. 291-293)
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