Es war die Zeit der Rosen,
Als Du um mich gefreit,
Ein Duften, Blüh'n und Kosen
Gieng über die Erde weit.
Wie heiß die Strahlen glühten
In unsern Liebestraum,
Wie voll die Rosen blühten, -
Die andern ahnten's kaum.
Da hab' ich tief empfunden,
Wie Lenz und Liebe beglückt,
Du hast mich in schönen Stunden
Mit duftigen Rosen geschmückt.
Ich küßt' sie in süßem Erbeben,
Bei rascherem Herzensschlag,
Ich widmete Dir mein Leben -
Nun komme, was kommen mag!
Sie mußten so bald vergehen,
Das Glück und die Rosenzeit,
Ich habe Dich scheiden sehen, -
Du bist so weit, so weit.
Novemberstürme tosen,
Und Sonne und Liebe erblaßt:
Es war die Zeit der Rosen,
Wir brachen sie in Hast.
aus: Deutsche Dichterin[n]en und Schriftstelerin[n]en
in Wort und Bild
Herausgegeben von Heinrich Groß
II. Band Berlin 1885