Ein Wandelbild

Nicht wie ein Blitz durch Wolken bricht,
Ist mir mein Leid gekommen;
Des Glückes Traum, der Liebe Licht,
In Nebel ist's verschwommen.

Allmählich, wie die Dämmrung trüb
Verhüllt des Tages Helle,
So wurde dunkler Glück und Lieb,
Verblich der Strahlen Quelle.

Ich danke dir, o Dämmerschein,
Für deiner Schonung Milde;
Nach Sonnenglanz, so blendend rein,
Dies öde Nachtgefilde. -

Es wäre für ein Menschenherz
Zu viel des Leids gewesen,
Um ganz zu fassen seinen Schmerz
Und jemals zu genesen!

aus: Unsere Frauen in einer Auswahl aus ihren Dichtungen
Poesie-Album zeitgenössischer Dichterinnen
Von Karl Schrattenthal
Mit zwölf Porträts in Lichtdruck
Stuttgart 1888

Collection: 
1885

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  • Nicht wie ein Blitz durch Wolken bricht,
    Ist mir mein Leid gekommen;
    Des Glückes Traum, der Liebe Licht,
    In Nebel ist's verschwommen.

    Allmählich, wie die Dämmrung trüb
    Verhüllt des Tages Helle,
    So wurde dunkler...

  • Da sitz' ich und spinne,
    Und heimlich ich sinne,
    Wie ich es beginne,
    Daß Glück ich gewinne.

    Da geht er vorüber,
    Mein Süßer, mein Lieber,
    Die Augen, die blauen,
    Nach mir nur sie schauen!

    ...

  • Du bist's nicht wert, daß ich mich gräme,
    Ich weiß es wohl, Du bist's nicht wert;
    Daß ich mich meiner Thräne schäme,
    Ist, was zumeist mein Herz beschwert.
    Hätt' uns des Schicksals Spruch geschieden,
    Gewalt von außen uns getrennt...

  • Es war die Zeit der Rosen,
    Als Du um mich gefreit,
    Ein Duften, Blüh'n und Kosen
    Gieng über die Erde weit.

    Wie heiß die Strahlen glühten
    In unsern Liebestraum,
    Wie voll die Rosen blühten, -
    Die andern...

  • Die Biene schwärmt im Garten ganze Stunden,
    Und Lieder leise summt sie vor sich her, -
    Doch wenn die schönste Blume sie gefunden,
    Saugt sie sich fest daran und summt nicht mehr.

    So mögest Du nicht meinem Schweigen grollen,
    Die...