Blick' nieder, wenn Dein bestes Glück dahin, -
Die Thräne rinnt; Dein Mut ist bald gesunken,
Erinn'rung bleibt Dein einziger Gewinn,
Wie reich Du warst, wie stolz und glückestrunken.
Und was Dir blieb, was Dir noch jetzt gehört,
Wie ist sein Reiz, sein Glanz so schnell erblichen,
Das blühendste Gefild ist Dir verheert, -
Mit einem Schlag des Zaubers Kraft entwichen.
Du hörst vom Jubel, der Dich rings umtönt,
Nun keinen Laut, der nicht ein Mißton wäre,
Der gellend Deinen tiefen Schmerz nicht höhnt,
Der Dir nicht sagt, wie viel Dein Herz entbehre?
Und was Dein eigen noch, ist Dir vergällt,
Die Zuversicht in Mißtrau'n sich verkehrte:
Für andre, meinst Du, sei so schön die Welt, -
Nur Dir erlosch der Strahl, der sie verklärte.
O trübe Zeit, wo düst'rer Trauerflor
Das ganze Leben schwärzend hat umzogen;
Wo wir gewiß sind: was das Herz verlor, -
Wird nie von neuem Glück mehr aufgewogen.
O bange Zeit, wo sich in jeden Traum,
In jeden Herzschlag dränget der Gedanke:
Daß wir allein im weiten Weltenraum,
Daß unser Schifflein ohne Kompaß schwanke;
Wo wir dem Nachen gleich, der steuerlos
Umhertreibt, als ein Spielball flücht'ger Wellen,
Wo wir uns sehnen nach der Tiefe Schoß -
Die Klippen grüßend, die das Wrack zerschellen!
aus: Deutsche Dichterin[n]en und Schriftstelerin[n]en
in Wort und Bild
Herausgegeben von Heinrich Groß
II. Band Berlin 1885