Eine Bitte

 
Es ruft mich aus der Herbstesnacht ein Ton,
Die Sterne flammen, Gärten leuchten weit —
Mein Schlaf ging fort, — und auf den Kissen breit
Zerrissen liegt der Kranz von dunklem Mohn ...

Wer weckt so früh mich? kommt der Morgen schon?
— Da trittst du her in einem Schattenkleid.
Dein Blick ist tief von einem heilgen Leid —
Du bist so licht, — kommst du von einem Thron?

Da ists, als ob ich Tränenworte höre:
"Sei mir nicht bös, daß ich dein Schlafen störe!
Petrus entriegelt mir kein Paradies —

Gib mir mein Herz! ich friere bei den Schatten, —
Denn irren muß ich auf den Totenmatten,
Weil ich mein Herz auf Erden bei dir ließ!" ...

aus: Alberta von Puttkamer – Jenseit des Lärms. Dichtungen
Schuster & Loeffler, Berlin und Leipzig, 1904

Collection: 
1885

More from Poet

  • Es giebt so stille Stunden, wo das Leid,
    Gleichwie das Glück in uns zu schlafen scheinen.
    Wir sind vielleicht zu müde, um zu weinen,
    Zu müde auch vielleicht zu Seligkeit.

    Gleichwie im Schlaf zu hoher Mittagszeit
    Die Waldesfee,...

  • Du weißt, daß du die Sonne bist,
    Die meine Seele bringt zum Blühen;
    Doch birgst du hinter Lenzgewölk,
    In Trotz und Spiel, dein Strahlenglühen.

    Nun steht mein armes Herz weitab,
    Verschmachtend in dem Wolkenschatten,
    ...

  • Die Blume, die ich dir im Garten brach,
    Sie hat im wilden Sturm der Nacht gestanden,
    Und ward zur Morgenzeit in Thränen wach,
    Die erst im heißen Mittaglichte schwanden.

    Sie zittert nur - noch ist ihr Duft nicht todt -
    So leg'...

  • Im Mondesdufte schwimmt rings das Thal -
    Die Wasser rauschen und rinnen;
    Die Bergesfirnen leuchten so fahl -
    Wir wandern schweigend von hinnen.

    Da hinter uns liegt ein helles Haus,
    Drin feiern sie Hochzeit mit Singen -...

  • Sie kamen von Nord und Süden
    Und hatten sich nie gekannt -
    Doch bald umfing die Beiden
    Ein süßes, enges Band.

    Sie haben sich nicht in Worten
    Ihr junges Leiden geklagt;
    In Liedern nur und in Tönen
    Da...