Es rauschet das Meer ans Gestad' heran,
Hoch wandelt der Mond auf der Aetherbahn!
Still funkelt der Sternlein sanftzitternder Glanz,
Auf purpurner Wogen harmonischem Tanz!
O himmlische Nacht mit dem Sternenkranz,
Mit des Urlichts ewigströmenden Glanz!
Hoch hebst du das Herz aus dem Staub empor
Zu schweben in seliger Geister Chor!
Der zackigte Fels gegürtet mit Schaum,
Ist bebenden Seelen geweihter Raum;
In deinem Arm und an deiner Brust
Hoch schweb' ich empor zu der Götter Lust!
Und wenn sie verrinnet und wenn sie versiegt,
Die selige Stunde der Liebe,
Wenn der himmelentflammete Hauch verfliegt,
Wer ist's der im Leben noch bliebe?
Und tränke die Hefen des Lebens hinab,
Und wanket' entgeistert ans späte Grab?
O lebet und sterbet im seligen Traum,
Im seligen Traume der Liebe!
Aus: Neue Gedichte von Friederike Brun geb. Münter
Darmstadt 1812