Die Geister alter schöner Zeit beschwören
In meiner Brust die Herrlichste der Todten,
Und wie gewohnt im Trotze gen Despoten,
Fühl' ich mein Herz sich gegen Gott empören:
Und ihm zuruf' ich's, daß er's möge hören:
Von den Gedanken, die im Geist dir lohten,
War sie der schönste! Uns war sie geboten,
Wie durftest du das holde Bild zerstören?
Ob Sterben das Gesetz des Weltenrundes -
Was kümmert's mich! Mir bringt es nicht Versöhnung,
Ich werd' um sie doch ewig mit dir streiten.
Schon daß der kleinste Schönheitszug des Mundes
Verloren ging, ist gräßliche Verhöhnung,
Denn was so schön, ist werth Unsterblichkeiten.
aus: Gedichte von Alfred Meißner
Zweite stark vermehrte Auflage
Leipzig Friedrich Ludwig Herbig 1846