XIII.
Gläntzender Strahle der blühenden Jugend
Muster der Erden/ und Wunder der Welt/
streue das leuchtend Feuer der Tugend
über dein bleichendes Rosen-Gezelt.
Tödte dein Hertze/ dein Hertze von Stein/
wilstu nicht gäntzlich von Deamant seyn.
Leugestu/ Schönste/ nach deinem behagen/
Daß du von Steinen zusammen gesetzt?
Wälder und Felder die werden es sagen/
Wie du mich Armen im Blincken verletzt?
Daphne/ Narcissus der harte/ samt Pan/
klagen die steinerne Härtigkeit an.
Gläube nicht/ Schönste/ daß ich dich wil loben.
Gleichstu gleich Paphos und Plinius Pracht.
wird wol ein Tempel zum Sternen erhoben!
welcher aus schweresten Steinen gemacht?
stellstu dich weicher als wächsern/ O Zier?
treugstu/ die Glieder sind steinern an dir.
Jupiter machte die Faden der Haare/
aber vom Chrysolyth und vom Magnet/
Chrysopras ist nur die theure Waare/
welche dir/ Schöne/ zum lieblichsten steht/
Agtstein/ Berillen und göldner Saphir
sagen/ die Haare sind steinern an dir!
Glantzbar ist an dir die Stirne zuschauen/
frölich und munter/ und ohne verdacht/
aber/ wer darff dir daß Angesicht trauen/
weil es aus härtesten Marmor gemacht?
kanstu nicht lieben/ O schöneste Zier?
gläub es dein Stirngen ist steinern an dir!
Schöne! wie? sihet das Angesicht dunkel?
hat dir Cupido die Sterne verletzt?
hastu nicht Augen? Ach zweene Carfunckel/
wurden für Augen hin in dich gesetzt.
Streuestu göldene Stralen zu mir?
gläub es/ die Augen sind steinern an dir!
Artlich durchflinckern die Rosen die Wangen/
wenn sie durch Lächeln geziereter seyn.
Wil ich (ach Schmertz!) sie küssend umfangen/
sind sie nichts anders als Sardischer Stein.
Wilstu noch leugnen/ O schöneste Zier?
Gläub es/ die Wangen sind steinern an dir!
Trägestu/ Kunststück/ auch röthliche Lippen/
welche dem Amor am dienstlichsten seyn?
Nein. Es sind harte Corallene Klippen/
Schiffbruch ist einzig bey ihnen gemein.
Rege sie wie du wilst/ Schöne/ vor mir
Gläub es/ die Lippen sind steinern an dir!
Zarte der Schönen/ die brallenden Brüste
sind Alabaster/ mit Türckiß durchretzt.
An dem beweisseten Liebes-Gerüste
stehen Rubine zufördest gesetzt.
Hebstu die Bälge/ Schöninne/ vor mir?
Gläub es/ die Brüste sind steinern an dir!
Summa/ die Nägel der Finger/ die Glieder/
die du bey andern für Göttlich geacht
Armen und Beine/ des Angesichts Lieder/
wurden von Mutter der Perle gemacht.
Zeigestu/ Schöne/ die Perlene Zier?
Treugstu/ die Glieder sind steinern an dir!
Andere schreiben von Adamant-Hertzen/
andere sezen den Kiesel darzu.
Ich kan in Warheit/ O Hertze/ nicht schertzen/
Hertze der Donnerstein selber bistu.
Zittert und wallet es/ Schöne/ vor mir?
Gläub es/ dein Hertzgen ist steinern an dir!
Würd es so leichtlich mit Blute gezwungen/
mit sich sonst zwingen der Deamant läst/
wären mir längsten die Adern gesprungen/
Aber der Donnerstein bleibet zu fest/
daß ich nun sagen muß/ steinerne Zier:
Alles ist härter/ als steinern/ an dir.