Je mehr du mich verläßt, desto lieber muß ich dich haben;
je älter ich werde, desto jungenhafter bin ich in dich verschwärmt.
Wieder hat sich heut mit der schüchternen Sehnsucht des Knaben
mein alterndes Herz nach dir gesehnt, um dich gehärmt.
Kehren die Jahre wieder zurück zum Anfang, zum Liebesgarten?
Schließt sich der Ring mit der Umarmung von einst?
Erste, einzige Menschen, die keinen Erben erwarten;
du lächelst: ich lächle. Ich weine: du weinst.
Zu unsern Füßen spielen des Waldes Tiere,
auf dem blühenden Baume schlägt sein Rad der Pfau.
Leben und Traum sind eins. Und die Vampyre
eingebildeten Hasses ersticken in ihrem Bau.
Wir vergessen die Störenfriede, die schattenhaft verbleichen,
die Männer, die Frauen, das töricht verlockende Spiel.
Wir schreiten zielbewußt über unsichtbare Leichen,
und unsre neue Liebe sagt sich viel.
Soviel von dir, von mir, und nichts von allen andern,
das war ein Ton, verhallt, ein Wind, verweht,
und von den Straßen, die sie jetzt wohl wandern,
kein Hauch zu unserm Glück herübergeht.
Von uns auch kein Erinnern und kein Sehnen
zu ihren Blicken, ihrer Zärtlichkeit.
Unter den Brücken, wo wir lässig lehnen,
strömt es ins Dunkel, stumm und todgeweiht.
Wir halten uns umschlungen. Was war, ist begraben.
Wir hören nicht, was draußen lästert und lärmt.
Je mehr der Abend sinkt, desto lieber müssen wir uns haben.
Je älter wir werden, desto zärtlicher sind wir ineinander verschwärmt.
(Band 2 S. 230-231)
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