Mit blauem Aug' und blondem Haar,
Und zog an meinem Schäferstabe
Durch Berg und Thal so manches Jahr.
So freundlich lachten mir die Auen,
Die Blumen gaben süßen Wink
Und scheinen fröhlich aufzuschauen,
Wenn singend ich vorüberging.
Es kam, wenn ich hinausgezogen,
Der Lenz und setzte sich zu mir,
Er war so lieb mir und gewogen,
Und gab mir Küsse für und für.
Wir spielten fröhlich dann mitsammen,
Bald warf er mich mit Blüthenschnee,
Bald ließ er Rosenlichter flammen,
Bald Lieder tönen in der Höh'.
Und schlief ich ein mit frohem Muthe,
So sah den Frieden ich im Traum
Wie er im Himmelsgarten ruhte
In schattenreicher Palmen Raum.
Ein Bild nur konnte da mir taugen,
Ich trug es still in meinem Sinn:
Das war mit ihren lieben Augen
Die wunderschöne Schäferin.
So kamen Jahre und vergingen;
Da kam auch endlich andre Zeit,
Und Neuem mußt' ich mich verdingen,
In fremde Kreise eingeweiht.
Zum Ritter mußt' ich mich verwandeln,
An meiner Seite glänzt ein Schwert,
Und all mein Streben und mein Handeln
Ist, seiner mich zu zeigen werth.
Es weht mein Helmbusch durch die Lüfte,
Ich bin gerühmt im weiten Land,
Die Blumen aber und die Düfte,
Sie grüßen nimmer mich bekannt.
Der Lenz geht scheu an mir vorüber,
Er kennt den Spielgenossen nicht,
Ich selber aber wandle trüber
Und sehe träumend in sein Licht.
So schreit' ich durch das wirre Leben,
Erprobe oft den Arm im Straus:
Mühsal ward mir genug gegeben,
Und selten, selten ruh' ich aus.
Dann seh' ich im bewegten Traume
Nicht jenen Friedensengel mehr:
Ein Rauschen tönt vom Palmenbaume,
Und unter ihm ist's öd' und leer.
Ein Bild nur mag mich noch entzücken,
Ich trag es still in meinem Sinn,
Das ist mit ihren Flammenblicken
Die wunderschöne Schäferin.
Dieß Bild, es schwimmt in meinen Thränen,
Begeistert Lieder mir und Schwert:
So unerreichbar meinem Sehnen,
Als meinem Herzen ewig werth.
So bin ich gänzlich umgestaltet:
Ein Lieben ohne Hoffnungsstrahl,
Ein Schaffen, dran das Herz erkaltet,
Ein Leben voll von Schmerz und Qual.
Und soll ich nun das Räthsel lösen,
Das ich euch bildlich vorgesetzt?
Ich bin ein Jüngling einst gewesen,
Und bin ein Mann geworden jetzt.
aus: Gedichte von C. Dräxler-Manfred
Frankfurt am Main 1838
Druck und Verlag von Johann David Sauerländer