In der Fremde

Als mich die unbekannte Stadt
in ihrer Nacht gefangen hielt,
was kamst du nicht in meinen Traum?

Mir war's, als ob dein Lächeln matt,
totmatt mir um die Wangen spielt -
doch kamst du nicht in meinen Traum!

Dann sank ich wie ein welkes Blatt,
das niemandes Verlangen hielt,
in einen totenbangen Traum,

der schwer auf fremder Ruhestatt
mich bis zur Früh in Bangen hielt,
bis in des Tages wachen Traum,

in einer unbekannten Stadt,
die nichts für die Verbannten hat,
nicht Bleibe und kein Liebeslicht
und keinen Traum, der Liebes spricht,

und du kamst nicht. - Was kamst du nicht?
(Band 1 S. 394)
_____

Collection: 
1986

More from Poet

  • Oft ist es mir, als zöge deine Hand
    Mich plötzlich bettelschüchtern am Gewand.

    Ich aber muß verstockt so weiter schreiten
    Und meine Augen über Pöbel breiten.

    Ich bin in Stuben, die voll Qual und Qualm -
    Und draußen blüht dein...

  • Ich folge deinen Füßen bis
    In jede Furcht und Finsternis!

    Deine Hände machen mich weinen,
    Sie sind die jungen Schwestern der meinen.
    Sie leuchten über meinem Pfade
    Als Sterne einer großen Gnade.
    Sie könnten mir...

  • Ich aber bin der Kleinsten Einer
    Und der Geringste unter ihnen,
    Und bin nicht wert, dir scheu zu dienen,
    Denn so verscheucht, als ich, ist keiner,
    Und jeder hat in seinen Mienen
    Doch noch ein: Keuscher Ich und Reiner!

    ...
  • "Unglücklich kannst du mich nicht mehr
    und nicht mehr glücklich machen!"
    Dein strenger Ausspruch schmerzt mich sehr
    und läßt mich nachts erwachen.
    Dann denke ich dem allen nach,
    was dich verbittern sollte,
    was Arges...

  • O könnt' ich dir den Gram ersparen,
    von jedem Kummer dich befrein,
    in allen Nöten und Gefahren
    dir Tröster und Beschützer sein,
    dein Herz mit frischem Mut beleben,
    und dir ein sichres Obdach baun,
    was dein einst war,...