Bitte

Ich bin so müd', als gieng's mit mir zur Neige;
Der Herbsthauch deiner Seele hat entblättert
Die einst so üppig frühlingsgrünen Zweige,
Durch die die Lerche Poesie geschmettert.

O du bist hart! was konnte dich bewegen,
Die junge Welt in meiner Brust zu morden?
Einst war dein Wort ein milder Gottessegen,
Wir waren reich; - wie arm sind wir geworden!

Ein einzig Wort von dir war zaubermächtig:
Die Lieder, die in meiner Seele ruhten,
Der Dichtung Lichtstrom, hell und farbenprächtig,
Begann so reich, so voll hervorzufluthen.

O sprich es noch einmal! du kannst nur wollen,
So wird mein Herz sich willig dir erschließen,
Und sieh', aus meiner Seele Tiefen rollen
Die schönsten Perlen wieder dir zu Füßen!

Collection: 
1879

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