Aus jungen Tagen

Nie kann es anders sein.
Nun wirft mein Glaube keinen Schatten mehr.
Von deinem großen Lichte kam er her,
von des Geschlechtes rätselhaftem Schein.

Nun bin ich ganz im Licht,
das milde überglänzt mein armes Haupt.
Ich habe lange nicht an Gott geglaubt.
Nun weiß ich um sein letztes Angesicht.

Wie es den Zweifel bannt!
Wie wirst du Holde klar mir ohne Rest.
Wie halt' ich dich in deinem Himmel fest!
Wie hat die Erde deinen Werth verkannt.

Du gabst dich zum Geschenk
der Welt, ich hab es für dich aufbewahrt.
Ich habe Gott den größten Schmerz erspart.
Geliebte, bleibe deiner eingedenk!

Wie glänzt mir deine Pracht.
Dein Menschliches umarmt, der beten will.
Er heiligt es im Kuß. Wie ist sie still
von Sternen, deiner Nächte tiefste Nacht.

Nie soll es anders sein.
Ob alles Irdische zerbricht und stirbt,
nur dein Zerfall ein geistig Glück verdirbt.
Vergib dich an die Erde nicht, sei dein!

Collection: 
1920

More from Poet

  • In einem totenstillen Lied
    vom Weh zum Wort die Frage zieht:
    Wer weiß wo.

    Wer weiß, wo dieses stille Leid
    begraben liegt, es lärmt die Zeit
    vorüber so.

    Sie schweigt nicht vor der Ewigkeit
    und stirbt und ist doch nicht bereit
    zur...

  • Zwei Läufer laufen zeitentlang,
    der eine dreist, der andre bang:
    Der von Nirgendher sein Ziel erwirbt;
    der vom Ursprung kommt und am Wege stirbt.

    Der von Nirgendher das Ziel erwarb,
    macht Platz dem, der am Wege starb.
    Und dieser, den es ewig bangt,...

  • Nie las ein Blick, von Thränen übermannt,
    ein Wort wie dieses von Immanuel Kant.

    Bei Gott, kein Trost des Himmels übertrifft
    die heilige Hoffnung dieser Grabesschrift.

    Dies Grab ist ein erhabener Verzicht:
    »Mir wird es finster, und es werde Licht!«

    ...
  • Hab’ ich dein Ohr nur, find’ ich schon mein Wort:
    wie sollte mir’s dann an Gedanken fehlen?
    Von zwei einander zugewandten Seelen
    ist meine flüchtig, deine ist der Hort.

    Ich komme aus dem Leben, jenem Ort,
    wo sie mit Leidenschaft das Leben quälen
    und...

  • O Unterschied im Liebesspiele!
    Wie kommt es aus ganz andern Quellen:
    bei ihr zu sein,
    und sie sich vorzustellen!
    Denn sie ist nur ein Schein;
    doch wenn sie fern, erwachsen die Gefühle.

    Kurz ist die Gier,
    und man ist bald am Ziel
    und...