Wie wird mir denn so weh und bang,
Jetzt, da du scheiden mußt?
Hab’ dich gesehen Tage lang,
Und still war meine Brust,
Hab’ dich gesehen Wochen lang,
Und ruhig war mein Herz;
Jetzt, da des Scheidens Zeichen klang,
Woher jetzt dieser Schmerz?
O Frau, zu der mein Abschied ruft,
Voll stillem, frommem Sinn,
So heiter, wie die heitre Luft,
Gleichst auch der Luft darin,
Daß ihren Segen man kaum spürt,
Wenn Tag auf Tag entflieht,
Doch schaudernd dessen inne wird,
Sobald sie sich entzieht!
O Frau! du warst fast Mutter mir –
Die meine schlummert tief –
Dein mahnend Wort kam wie von ihr,
Dein Ruf war, wie sie rief.
O Frau! du warst die Schwester mein;
Zwar Schwestern hatt’ ich nie,
Doch malte mir’s so lieb und fein
Gefühl und Phantasie,
In Andern seiner sich zu freu’n,
Und Anderer in sich,
Zu Zweien, und doch Eins zu sein,
Verbunden inniglich.
O Frau! du hast mich wohl gelehrt,
Was eine Gattin sei,
Wie viel ein holdes Wesen werth,
Das lieb und gut und treu.
Du zeigtest mir das schöne Bild,
Das Gegenbild dazu;
Wo find’ ich es so lieb und mild?
Wer ist es, da nicht du?
Du kehrst zum Gatten nun zurück,
Zum eignen Hauseshalt;
Da findest du genügend Glück,
Vergiß’st wohl meiner bald.
Ich aber, Frau! ich hab’ kein Haus,
Kein Band, das Liebe flicht;
Die Mutter trugen sie hinaus,
Und Schwestern kannt’ ich nicht.
Mir bleibt wohl keine andre Wahl,
Muß denken spät und früh, –
Gott segne dich zu tausendmal!
Frau! dein vergeß ich nie!
Erinn’rung an dein stilles Thun,
An All, was ich gesehn;
Soll über meinem Haupte ruhn,
Soll kühlend mich umwehn.
Und wird zu heiß des Tages Pein,
Der Lebenssonne Stich,
So denk’ ich athmend an Gastein,
Du, Freundliche! und – dich!