201.

Wiltu nichts vom bräutgam hören,
Wünschest dir für ihm den tod?
Laß dich nicht, mein kind, bethören,
Setz dich willig nicht in noht!
Denck, was dieses sey für pein,
Alt und doch noch jungfrau seyn.

Lieben und geliebet werden
Ist das beste von der welt,
Ist, was bloß dieß hauß der erden
Frey von allem fall' erhält;
Was nicht lieben wil noch kan,
Wozu taug es umb und an?

Wenn der scheitel dir wird blecken
Und du wirst die zähne nicht
Mehr für alter können decken,
Runtzlecht seyn im angesicht,
Ach, hett' ich doch vor der zeit,
Wirstu sagen, noch gefreyht!

Wie die äpffel sampt den zweigen
Vor dem garten-herren sich
Umb die herbst-zeit niederbeugen
Und fast sprechen: Pflücke mich!
Wie der damals reiffe wein
Seufftzt und wil gelesen seyn,

Wie die volle ros' im lentzen
Kläglich thut nach deiner hand,
Wil, dein härchen zu bekräntzen,
Von dir werden angewandt,
Wie auch gern die reiffe saat
Ihren trost, die schnitter, hat,

Also reiffen deine gaben,
Und, treugt mich das auge nicht,
Wollen einen freyer haben,
Was dein mund dawider spricht;
Wo nicht du, doch deine zier
Suchet einen bräutgam dir.

Komm zu mir, mein obst und traube,
Ros' und saat, erfreue mich!
Komm, nach dieser früchte raube
Sehnet meine seele sich;
Dieß obst sättigt meinen sinn,
Ob ich sonst gleich obst-scheu bin!

Collection: 
1876

More from Poet

Was von mir dein leichter sinn,
Tyrsis, zu begehren scheinet,
Geb ich dir und keinem hin,
Der mich nicht in ehren meynet,
Keinem, der mich nur durch list
Aufzusetzen willens ist.

Schweine lieben schlamm und...

Mein kind, dich müssen leuthe lieben,
Vor welchen ich ein schatten bin,
Drumb wundert mich es, daß dein sinn
Zu meiner einfalt wird getrieben!
Es pfleget jetzt ja zu geschehn,
Daß alle mir auff hobeit sehn.

...

Hie habt ihr, ihr jungfrauen,
Was ohne schein und list
Recht wehrt an euch zu schauen
Und höchst zu lieben ist.
Ihr mögt durch schöne jugend
Gefallen, wem ihr wolt,
Der keuschheit güldnen tugend...

Lachen jetzt der sonnen wangen
Durch die lufft uns freundlich zu,
Liegt des westes sturm gefangen,
Ist die stoltze see in ruh,
Zeigen sich die felder gütig,
Stehn die saaten übermütig,
Dencket, ob es lang...

O Venus, die du uns mit deinen flammen
Durch marck und seele dringst,
Und hertzen, die es nie gemeint, zusammen
Sich zu begeben zwingst,
Komm doch her und thue das best
Hie auf diesem hochzeit-fest!

Schau...