Fraw Venus und jhr blinder Sohn/
Auff mich sehr zornig seyn/
Daß ich in jhr devotion
Mich nicht begeben ein/
Da dann viel Edle Schäffrin zart
Sich jhnen devoviret
Durch Liebesspiel verwundet hart/
Inmassen Ich verspühret
Abr all ihr Zorn und Crudelta
Mag mich moviren nicht/
Viel wenger jhre gratia
Kein lust mir hie gebricht/
Dadurch die Myrtensträuchlein schön
Auff dieser grünen Heyden
Viel kühler Lüfft und windlein gehn/
sehr wol die schäfflein weiden
Die Bächlein klar/ wie ein Cristal/
Darunter rauschen schnell/
So läßt auch hörn die Nachtigall
Ihr lieblichs stimmlein hell/
Das Echo hört es also bald/
Und frölich rispondiret
Durch berg und thal im grünen wald
Den frewdenschall verführet.
Wer wolt dem Liebes Regiment
Und seiner Tyranney
Sich mancipiren denn behend/
So kan dafür seyn frey
Denn an der trawrigen Tißbe zart
Kan ich mich wol bescheiden/
Wie doch Amor mit seiner art/
Nichts ist den stetigs leiden. Aus: Ander Theil Musica boscareccia.
Wald Liederlein Auff Italian-Villanellische Invention
Beydes für sich allein mit lebendiger Stim
oder in ein Clavicimbel etc.
von Johann Hermann Schein
Leipzig 1628
[ohne Seitennumerierung]