1.
O laß mich Nachts auf meiner Sünden Pfühl,
Das ich benetzt mit bittrer Reue Thränen,
Aufschau'n zu Dir im bangen Angstgefühl,
Laß mir mein Hoffen, meines Herzens Sehnen!
Laß mir mein Hoffen, daß ein Engel einst
Die Binde mir vom dunkeln Auge löse,
Daß Du sie alle noch um Dich vereinst,
Nicht ewig scheiden willst, was gut, was böse.
Die Leidenschaft, "die selbst sich Leiden schafft,"
Ließ thun mich, was ich vor mir selbst verdamme.
Was böse schien, - es war nur irre Kraft;
Was gut, fiel nur als reife Frucht vom Stamme.
2.
Beichten möcht' ich meine Sünden,
Beugen tief mein Herz vor Dir,
Laß mich jenseits Gnade finden,
Sühn' und Frieden für und für.
Laß im dunkeln Weltgetriebe,
Will mir schwinden Kraft und Muth,
Laß mich seh'n auf Deine Liebe,
Nimm mich still in Deine Hut.
Mußtest Du gen Himmel steigen?
Ließest Deine Kinder hier.
Mußt Du dulden, mußt Du schweigen
Selbst an Gottes Himmelsthür?
Wolltest Wohnung uns bereiten,
Die Dich suchen nah und fern,
In des Himmels Seligkeiten,
Auf des Himmels schönstem Stern?
Halte Wache an der Pforte,
Wo Du Deine Palme schwingst,
Dir und uns zum sichern Porte,
Wenn Du uns herüberwinkst!