Leg' ich den Bann Dir auf Dein ganzes Leben,
Mit letztem Kuß versiegelnd Deinen Mund?
Ich frage, - will als Geist Dich einst umschweben,
Der Wächter sein für unsern Liebesbund.
Doch hebt sich neu in Dir des Blutes Welle,
Dann steig' ich gern in's dunkle Schattenreich,
Wo nie des Lebens buntbewegte Helle,
Kein Ton hindringt, wo Alles stumm und bleich
Dann ist es nur ein schöner Traum gewesen,
Daß sich in uns die Seelen auserwählt,
Dann war es nur der Sinne täuschend Wesen,
Was sich zum kurzen Liebesbund vermählt.
Ob Geist, ob Leib! Der Geist will ewig leben;
Der Leib, er wandelt Formen und Gestalt.
Unsterblich ist was Geisterhände weben,
Was Körper schaffen, wechselt den Gehalt.
Drum, drück' ich einst im letzten Kuß ein Siegel
Auf Deinen dann noch immer ros'gen Mund:
Bleib' haften nicht an meinem Todtenhügel;
Das Leben ist so schön, so reich, so bunt!
Doch muß ich Nachts im Traume Dir erscheinen,
Ein blasser Schatten aus dem fernen Land:
Mißkenne nicht mein Lächeln, nicht mein Weinen,
Ich leg' nur auf Dein Herz nochmals die Hand.
Ich frag' Dich nur, ob was Dich einst bethörte,
Als Du im süßen Rausch Dich mir geweiht,
Ob es dem Geist, den Sinnen angehörte,
Ob es ein Bund auf Zeit, auf Ewigkeit.
Nicht wie ein Schreckbild will ich Dich umschweben,
Dein Herz sei frei, es richte selbst sich nur;
Ich will nur leis' und still die Frag' erheben:
Was herrscht im All, ob Gott, ob nur Natur?