Worte der Liebe

"Hast du mich lieb?" - mein liebes Kind, o schelte
Die Frage nicht - die Antwort ist so schön!
Und daß ich dir dein süßes "Ja!" vergelte
Darfst du mir tief in's treue Auge seh'n.

Komm an mein Herz! - o laß uns selig plaudern
Von einer Welt, die Liebende nur seh'n,
Ich führe dich - komm, folg' mir ohne Zaudern;
Laß uns der Liebe Blumenwege geh'n.

Du weißt, ein Wanderer sieht viele Dinge,
Er ruhet aus an manchem lieben Ort -
Und um des Dichters Stab glüh'n Elfenringe,
Sein Lied ist mächtig, wie ein Zauberwort.

Verborg'ne Schätze öffnen sich dem Klange,
Glücksel'ge Inseln steigen licht empor;
Es offenbaren lieblich im Gesange
Sich Harmonien dem entzückten Ohr.

Dem gläub'gen Herzen werden Himmelsblüthen
Vom wundersamen Eiland hergeweht,
Das alle guten Engel mild behüten
Und wo die Liebe mit der Treue geht.

Laß dir vom Dichter finst're Schatten bannen,
Vergiß die Sorge, laß des Lebens Harm;
Die Phantasie trägt freundlich uns von dannen
Und sicher ruh'n wir in der Liebe Arme.

Du hast mich lieb, nicht brauch' ich mehr zu fragen,
Weil mir dein Herz kein Echo schuldig blieb -
Und doch weiß ich nichts Schöneres zu sagen
Als: Herz, mein Herz! o sag: hast du mich lieb? -
(1852)

aus: Gedichte von Katharina Diez
und Elisabeth Grube, geb. Diez
Stuttgart 1857

Collection: 
1857

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