Ein Lied an dich hast du mir aufgetragen
Und ich erschrecke ob den süßen Pflichten,
Du glaubst, um Liebeslieder schön zu dichten
Bedürft' es nur die Saiten anzuschlagen!
Vertraulich laß dir ein Geheimniß sagen,
Ein Zauberwort, wonach sich Dichter richten,
Den Inhalt aller lieblichen Geschichten;
Ach! eine Welt voll Jubel und voll Klagen!
Die Liebe nur lehrt schöne Liebeslieder.
Und neigst du dich in Liebe zu mir nieder:
So tönt mein Herz, gleich Frühlings Nachtigallen.
Du siehst, die Bitte schon kann mich beglücken,
Die Hoffnung ist poetisches Entzücken -
O, mögte dir das erste Lied gefallen! -
(1840)
aus: Gedichte von Katharina Diez
und Elisabeth Grube, geb. Diez
Stuttgart 1857