Was willst du, Weib, mit deinen bleichen Mienen,
An meine Fersen heftest du den Schritt?
Witwe der Freude, hat es dir geschienen,
Ich fühlte kundig deine Leiden mit?
Weil sich mein Auge forschend in das deine
Versenkt und schwer und lange auf dir ruht?
Weil mir das Antlitz glänzt von Wehmuthscheine,
Ahnst du in mir verwandte Nacht und Gluth?
Ich aß wie du von jener Frucht, die Sage
Läßt sie erglüh'n in purpurgold'nem Duft,
Doch dem Genießenden zur ew'gen Klage
Birgt Asche sie und Vorgeschmack der Gruft.
Du kennst den Reiz der unglücksel'gen Wonne,
Die süßes Rasen in die Seele flößt,
Und weißt, daß mit dem Wechsel einer Sonne
Ein Seelenbund, der ewig schien, sich löst.
Geh' hin - ich spreche nach dir einen Segen,
Das Beste, was Natur dem Weibe giebt:
Sie möge an das Herz ein Kind dir legen,
Du hast umsonst auf Erden sonst geliebt.
Knie' an der Wiege eines Kindes nieder,
Ein glückliches Erinnern kommt dir dann
An längst vergess'ne Seligkeiten wieder:
Wie Menschenantlitz weint und lächeln kann!
aus: Gesammelte poetische Werke
von Ludwig August Frankl
Erster Band
Wien Pest Leipzig A. Hartleben's Verlag 1880