Wiedergeburt

 
Du duldest es nur immer widerstrebend,
Daß meinem Wunsche sich dein Herz enthüllt.
Ich harre dein, bis sich die Zeit erfüllt,
Und, ganz in ihrem Liebeswillen lebend,

Mir deine scheue Seele, nackt und bebend
Als stünde sie vor Gott, nichts mehr verwehrt,
Für sich als Eigentum nichts mehr begehrt,
Der Liebe all ihr Hab und Sein hingebend.

Dann lebst du neugeboren in den Reichen
Der Liebesgnade; über deinem Haupt
Wölbt sich das Zelt, gestirnt mit Himmelszeichen,

Du trägst das Band, die schimmernden Gewänder,
Und jenen Kranz, mit Gold und Grün umlaubt -
Geweihten Lebens wundertät'ge Pfänder.

Collection: 
1908

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