Wann ich liebe ...

Wenn ich mit frohbeglückten Händen
Dir zärtlich streiche das Gesicht, -
O, glaub mir nicht!

Und runde ich um deine Haare
Den hellsten Reif aus Edelstein, -
Du bist nicht mein!

Und schwöre ich: dein holdes Bildnis
Ist Leuchte meiner Lebensspur, -
So lächle nur!

Doch wenn ich jäh herüberrisse
Dein stolzes Haupt mit einem Ruck
Und küßte dich mit wildem Bisse,
Das kaum du stammeln kannst: "Genug!"
Und bluteten dir beide Füße
Vor meiner Peitsche rotem Strich,
- Wehtun schafft tausendfache Süße! -
Dann lieb ich dich,
Dann lieb ich dich!

aus: Leuchtende Tage. Neue Gedichte
von Ludwig Jacobowski
Dritte Auflage Berlin 1908

Collection: 
1884

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Schön wie weiße Rosenknospe,
Stand sie mit ihm am Altar,
Und zur selben Stunde wußt' sie,
Daß ihr Liebster treulos war.

Nun in Nächten dumpfen Irrsinns
Dämmert sie den Daseinstraum,
Engelschön noch wie Ophelia...

"O nenne mich wieder dein "süßes Lieb"
Und presse mich fest in die Arme.
Ich kann ja nur stammeln: "Vergieb, vergieb",
Was ich einst gethan im Harme,
Mein Trauter, im Harme!

Wie schluchzte mein banges Herz nach dir
...

Ich bin ein Sproß aus Heidenblute,
Der Götter und Gebet verlacht,
Doch als dein Herz an meinem ruhte,
War ich verwandelt über Nacht.

Ich grübelte nach Liederreihen
Und sprach sie so wie einst als Kind,
Damit dich...

Ein fremder Mann spricht auf mich ein,
Ich sehe ihn an, ich hör' ihn an.
Die Worte geh'n zu mir herein,
Ihr Sinn kommt nicht zu mir heran.

Dann plötzlich zeigt sich in der Luft
Ein bleiches, liebliches Gesicht;
Ich...

Die Bilder, die ich von dir hab',
Die fanden heut' ihr Flammengrab.
Ich sah ins Licht wie festgebannt,
Und sah noch, als sie längst verbrannt ...

Um ein Bild ist mir sterbensleid,
Es war mir Trost in Traurigkeit:
...