Von Italien kommst du her!
Deinen Himmel mußt du lassen,
Deine heimatlichen Gassen
Und das weite, blaue Meer.
Jedes Fenster, jede Tür,
Jeder Stein an meinem Orte
Schenkt dir tausend Liebesworte!
Ach, was geb ich dir dafür?
Blauer Himmel wölbt sich nicht;
Nur die nassen Nebel steigen,
Und von kümmerlichen Zweigen
Tropft dir Regen ins Gesicht.
Meine Gassen sind dir fremd,
Fremd die Menschen vor den Türen. -
Wie ein Vöglein wirst du's spüren,
Dem ein Ring die Flügel hemmt.
Suche Woge nicht noch Strand!
Große Augen künden Tränen;
Und in ungestilltem Sehnen
Bangt dir nach dem Heimatland.
Auch die ew'ge Trösterin,
Deine Sonne, geht hier schlafen.
Ohne Halt und ohne Hafen
Gleitet deine Sehnsucht hin.
Ach, für all die Pracht und Lust,
Himmel, Sonne ohne Ende ...
Sag, was sind dir meine Hände,
Meine Seele, meine Brust?
aus: Leuchtende Tage. Neue Gedichte
von Ludwig Jacobowski
Dritte Auflage Berlin 1908