Vor der Leuchte am Meer

Es braust und rauscht der Wogen Sang
Vom tiefen dunklen Meer
Und zieht ins Herz unsäglich bang
Von Liebesleid so schwer.

Da oben blinkt kein Stern hervor
Und grüßt wie sonst herab.
Nur dunk'le Nacht im Wolkenflor
Wie Trauer überm Grab.

Und fern am Strande einsam winkt
Des Leuchtturms stetes Licht,
Damit der Schiffer nicht versinkt,
Wenn ach! sein Schiff zerbricht.

Wo ist die Leuchte für die Nacht,
Die meine Brust durchzieht,
Die in den Hafen mich gebracht?
Ach! alle Hoffnung flieht!

Wie über alle Wonne geht
Der Liebe Seligkeit,
So über Todesqualen steht
Das tiefe Liebesleid.

aus: Deutsche Dichterin[n]en und Schriftstelerin[n]en
in Wort und Bild
Herausgegeben von Heinrich Groß
II. Band Berlin 1885

Collection: 
1888

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Ich sah mein Bild im Bache,
Entstellt und todesbleich.
Bin arm und müde, müde!
Und nur an Schmerzen reich.

Und konnt' nicht Ruhe finden
Auf weitem Erdenrund,
Vielleicht, - vielleicht da unten,
Auf tiefem...

Es braust und rauscht der Wogen Sang
Vom tiefen dunklen Meer
Und zieht ins Herz unsäglich bang
Von Liebesleid so schwer.

Da oben blinkt kein Stern hervor
Und grüßt wie sonst herab.
Nur dunk'le Nacht im Wolkenflor...

(Priamel)

Wenn die Sonne nicht mehr glüht,
Wenn die Rosen längst verblüht,
Wenn die Bäume unbelaubt,
Traurig schütteln kahles Haupt, -

Ziehet mir ins Herz ein Bangen,
Daß zu früh, zu früh vergangen
...

Keine Lorbeern, Ruhm und Orden
Suchte ich in deinem Dienst.
Keines auch ist mir geworden,
Auch nicht goldener Verdienst;

Aber Rosen sah ich blühen,
Wo der starre Winter lag.
Ew'ge Feuer sah ich glühen,
...

(Priamel)

Nicht der Himmel, der uns so weit,
Nicht der Erde Herrlichkeit,
Nicht Frühling mit der Rosenzeit,
Nicht all' erträumte Seligkeit,
Nicht Ruhm und Ehre heiß begehrt:
Nur Liebe ist des Lebens wert....