An die Dichtkunst

Keine Lorbeern, Ruhm und Orden
Suchte ich in deinem Dienst.
Keines auch ist mir geworden,
Auch nicht goldener Verdienst;

Aber Rosen sah ich blühen,
Wo der starre Winter lag.
Ew'ge Feuer sah ich glühen,
Wo die Nacht beherrscht den Tag.

Echte Perlen in dem tiefen
Meeresgrund, das Herz genannt,
Hab' ich, wenn die Stürme schliefen,
Aufgelesen aus dem Sand.

Alter Rätsel Lösung machte
Mir die Liebe offenbar;
Doch die schönste Krone brachte,
Muse, deine Gunst mir dar!

aus: Deutsche Dichterin[n]en und Schriftstelerin[n]en
in Wort und Bild
Herausgegeben von Heinrich Groß
II. Band Berlin 1885

Collection: 
1888

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Ich sah mein Bild im Bache,
Entstellt und todesbleich.
Bin arm und müde, müde!
Und nur an Schmerzen reich.

Und konnt' nicht Ruhe finden
Auf weitem Erdenrund,
Vielleicht, - vielleicht da unten,
Auf tiefem...

Es braust und rauscht der Wogen Sang
Vom tiefen dunklen Meer
Und zieht ins Herz unsäglich bang
Von Liebesleid so schwer.

Da oben blinkt kein Stern hervor
Und grüßt wie sonst herab.
Nur dunk'le Nacht im Wolkenflor...

(Priamel)

Wenn die Sonne nicht mehr glüht,
Wenn die Rosen längst verblüht,
Wenn die Bäume unbelaubt,
Traurig schütteln kahles Haupt, -

Ziehet mir ins Herz ein Bangen,
Daß zu früh, zu früh vergangen
...

Keine Lorbeern, Ruhm und Orden
Suchte ich in deinem Dienst.
Keines auch ist mir geworden,
Auch nicht goldener Verdienst;

Aber Rosen sah ich blühen,
Wo der starre Winter lag.
Ew'ge Feuer sah ich glühen,
...

(Priamel)

Nicht der Himmel, der uns so weit,
Nicht der Erde Herrlichkeit,
Nicht Frühling mit der Rosenzeit,
Nicht all' erträumte Seligkeit,
Nicht Ruhm und Ehre heiß begehrt:
Nur Liebe ist des Lebens wert....