Versagte Liebe

Du gabst mir, Himmel, Freunde
Von ächtem Schrot und Korn;
Nicht minder auch der Feinde
Verletzend scharfen Dorn.

Die Freunde sind zerstoben
Nach Süden, Ost und West,
Die Feinde doch erproben
Sich bleibend treu und fest.

Und oftmals füllt das Auge
Sich mit der Wehmuth Naß,
Des Schmerzes scharfe Lauge,
Sie brennt ohn' Unterlaß.

Nur selten schwebt die Freude
Vom Aether licht herab,
Die doch im Flügelkleide
Den Weihekuß mir gab.

Die Jugend ist vorüber,
Die Manches wohl verbaut,
Indeß der Mann schon trüber
Der Zukunft Schleier schaut.

Was mich entzückt, begeistert
Im goldnen Jugendtraum,
Das Leben hat bemeistert
Der frischen Kräfte Schaum.

So schwankt durch Nebeltage
Dahin der matte Fuß,
Wohl drücken Last und Plage,
Doch nimmer winkt Genuß.

Du, Liebe, bist der Bronnen,
Der wunderbar erquickt,
Wenn schwüle Glut der Sonnen
Uns auf den Scheitel zückt.

Du wärmst mit sanften Strahlen,
Wie Frühlingshauch im März
Die Matten küßt, die fahlen,
Das halberstarrte Herz.

Und in der Selbstsucht Wüste
Bist du die Labungskost,
Die an des Todes Küste
Noch spendet süßen Trost.

O Himmel voller Liebe,
O Erd' im Mittagsglanz,
Laßt freudenlos und trübe
Mich nicht verschmachten ganz.

Und führt nach Sturmesfahrten
Mich in das Paradies,
Wo blinkt im Zaubergarten
Der Herzen goldnes Vließ!

Collection: 
1855

More from Poet

Ohne Liebe! armes Leben,
Ohne Freude, ohne Qual!
Keinen Lohn für alles Streben
Gibt der langen Monden Zahl!

Bleiern lasten die Secunden
Auf des Busens öder Nacht,
Keine Seele zählt die Stunden,
Bis der...

Als wir uns jung und unverhofft gefunden,
Von Blüten überschneit im Wonnemai,
Hat unser süß berauschtes Herz empfunden,
Daß ohne Liebe hier kein Leben sei.

Du gabst die erste Gunst; kein Widerstreben, -
Und meine Lippe sog der...

Ob Morgenglanz die Welt umfängt,
Ob Sternenmantel drüber hängt,
Ob sie erglüh' im Mittagsschimmer,
Des Herzens Glut erlöschet nimmer.

Ob Sturm die dunklen Wolken jagt,
Und Bergen gleich die Woge ragt,
Des Herzens...

Sieh, es naht mir schon das Alter,
Doch mein Lieben blieb so jung,
Längst verblich der bunte Falter,
Kräftig blieb der Flügel Schwung.

Oede sind der Freude Hallen,
Wo ich schwärmte. Ach, du weißt,
Jugend möchte gern...

Pflückt des Lebens frische Blume,
Schwärmt des Sommers Rest hinab,
In des Herzens Heiligthume
Betet wie an Christus Grab;
Denn des Höchsten höchster Orden
Heißt: du bist ein Mensch geworden.

Seid gegrüßt, ihr habt...