Vergib

Es war ein Tag, da war die Sonne blind,
Und eine Nacht, da jeder Stern versank,
Mein ganzes Denken flog wie Staub im Wind,
Mein Wollen war zum Tode krank.

Mir war's, als hielt ich mich an schwankem Ast,
Und hinter mir in Nebel, Nacht und Meer
Versänk', was vordem war, und eine Last
Von Flüchen heulte drüber her.

Mich focht kein Hoffen und kein Wunsch mehr an,
Ich meinte gar, ich hätte dich nicht lieb,
- Ich glaub', ich hab' dir bitter weh gethan.
Vergib!

Collection: 
1883

More from Poet

  • Sie sagen All', du habest mich verlassen,
    Erlegen sei dein Mut dem langen Leid,
    Sie wispern's leis, sie schrei'n es auf den Gassen
    Und wünschen Glück zur neuen Zeit.

    Dein Vater schickt mir uns'rer Liebe Pfänder,
    Zerdrückte...

  • Schau, noch steht das Fenster offen,
    Draus mein Lieb mit Mund und Hand
    Heut in der Früh, heut in der Früh
    Mir den letzten Gruß gesandt.

    Nun das Abendroth verdunkelt,
    Tritt sie nimmer in die Flur;
    Weit in die Welt,...

  • Auf meinen Wimpern liegt's wie Blei,
    Die müden Glieder schwanken,
    Im Knäul verworrner Träumerei
    Verenden die Gedanken.

    Der Tag war freudlos zugebracht,
    Drum vor dem Schlafengehen
    Wünsch' ich mir selbst zur guten...

  • Wenn unverwandt an deinem Aug' ich hänge,
    In heilgem Ahnen streife dein Gewand,
    Dein Ohr mit leisem Schmeichelwort bedränge,
    Nicht lassen will aus meiner deine Hand:

    Dann sage nicht, daß ich in frühern Tagen
    Vor dir geliebt so...

  • Ich weiß ein Stübchen in der Dämmerzeit;
    'S ist wol zur Strafe meiner ärgsten Sünden,
    Daß ich es meiden muß, wenn's bläst und schneit,
    So eh' im Hause sie die Lichter zünden.

    'S ist alles still; im Ofen knistert's blos,
    Und vor...