Auf dem Wasser

Schön war die Nacht. Ich zog das Ruder ein.
Der Vollmond warf durch schwarzgezackte Bäume
Weithin auf's Wasser einen breiten Schein,
Und wob um alle Häupter Flammensäume.

Man hörte nichts als hie und da den Fall
Der Tropfen, die wie flüssig Silber nieder
Vom Ruder klatschten mit gelindem Schall,
Da hubst du an das schönste deiner Lieder.

Mir hat die wundersame Melodie
So überraschend an das Herz gesprochen.
Die beiden Ruder drückt' ich auf mein Knie
Und sah dich an. Der Zauber war gebrochen.

Langsam stromabwärts glitten wir zurück.
Die Andern lobten deine süße Kehle;
Ich tauchte schweigend nieder in mein Glück:
Mir galt dein Lied und mein war deine Seele!

Du lachtest laut, doch wo in sanftem Tanz
Die Wogen mondbeglänzt vorüberschießen,
Griffst du hinab und ließest ihren Glanz
Durch deine ausgespreizten Finger fließen.

Da faßt' ich unterm Wasser deine Hand,
Die kalt und warm in liebevoller Schnelle
All ihre Finger um die meinen wand.
Stumm über unsrem Bündniß floß die Welle.

So haben ohne Zeugen, ohne Wort
Wir unsre Liebe selig uns gestanden.
Nixen und Fische nur an jenem Ort
Die wissen was davon, wie wir uns fanden.

In's Weite stand mein Sinn. Da hat dein Lied
Mir auf dem Wasser unterm Mondenscheine
Den Willen umgewandt. Und so entschied
Mein Schicksal sich. Mein Schicksal und das deine.

Collection: 
1883

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