Um Mitternacht

Nun ruht und schlummert Alles,
Erd', Menschen, Wald und Wind;
Das Waßer leisen Falles
Nur durch die Blumen rinnt.

Der Mond mit vollem Scheine
Ruht breit auf jedem Dach;
In weiter Welt alleine
Bin ich zur Stund noch wach.

Und Alles, Lust und Schmerzen,
Bracht' ich in mir zur Ruh;
Noch Eins noch wacht im Herzen,
Nur Eins: und das bist Du!

Und Deines Bildes Friede
Folgt mir in Zeit und Raum:
Bei Tag wird er zum Liede,
Und Nachts wird er zum Traum!

Collection: 
1862

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