1838
Der Mond, der alte Lauscher,
Steht vor dem Fensterlein;
Er horcht und schaut wie neidisch
In Liebchens Kämmerlein.
Ich lag zu ihren Füßen,
- O welch ein Götterlos! -
Und wiegte wonnetrunken
Mein Haupt in ihrem Schoß.
Sie spielte mit den Händchen
In meinem dunklen Haar
Und strich es zärtlich kosend; -
Wie schön das Mädchen war!
Mit ihrem lieben Auge,
Wie Demant rein und klar.
Versprach sie ewge Treue; -
Wie schön das Mädchen war!
Aus ihren süßen Küssen
Da fühlte ich fürwahr
Schon Seligkeit entsprießen; -
Wie schön das Mädchen war!
Die purpurfarbnen Lippen,
Die sagten endlich gar,
Daß sie mich herzlich liebe; -
Wie schön das Mädchen war!
Da, all die Lust zu fassen,
Hat meine Brust nicht Raum
Und selig rufend: Vanda!
Erwach' ich aus dem Traum.
Da war die Lust entflohen
Und bitterböser Schmerz,
Der Gram um ewge Trennung
Erfüllte nun mein Herz.
Zwar stand der Mond, der Lauscher,
Vor meinem Fensterlein;
Doch war er bald verschwunden,
Denn ich - war ganz allein.