Sie sprach zu mir mein Liebchen klagend:
"Setz' ich mich zu schreiben hin,
Liebster, ach! dann fühl' ich zagend,
Wie so ungelehrt ich bin.
Schreib' ich dir in schlichter Rede,
Was die Tage mir gebracht,
Wie ich liebend im Gebete
Früh und Abend dein gedacht;
Wie ich dir so herzlich danke
Für den Brief, den du mir schriebst,
Wie's mein seligster Gedanke,
Daß du mich so innig liebst:
Liebster, ach! dann muß ich klagen,
Daß ich keine Worte fand,
Um recht schön dir auch zu sagen,
Was mein Herz so tief empfand."
Und ich sprach: Die schlichte Rede
Ist's, mein Liebchen, die dich quält?
Hast du ja wohl im Gebete
Unter Worten lang gewählt?
Und so schreibe mir, o Liebe,
Nur recht fleißig fort und fort;
Worte schmücken nicht die Liebe,
Aber Liebe schmückt das Wort.