Sie haben gesagt: es kann nicht sein,
Sie ist so still, und du bist so wild,
Wie paßt ihre Seele voll Sonnenschein
Zu deinem Herzen sturmerfüllt?
Du wirst es tragen, du bist ein Mann,
Dir blühen viel' Blumen auf der Flur,
Laß ab von dieser und geh' hindann -
Zu ihrem Besten ist's ja nur ...
Die Thränen, die fessellos gebraust
Aus meinen Augen an jenem Tag,
Ich wischte sie ab mit geballter Faust
Und habe gelacht ob dem Donnerschlag.
Ich will meine Seele voll Stolz und Weh
Hinbetten an's große Herz der Welt,
Ein wildes Haupt und ein Herz voll Schnee
Die sieht sie gerne sich beigesellt.
Ich will mich werfen in ihre Wirr'n
Und will ihr Hoherpriester sein,
Ich will mir salben die blasse Stirn
Mit Erdenstaub und mit rothem Wein.
Du aber lasse dein liebes Bild
Als guten Engel fortan nicht geh'n
Durch meine Nächte lusterfüllt -
Du sollst den Todeskampf nicht seh'n.
Und ich will es nicht, daß ein Gebet
Für mich deine reine Lippe spricht -
Halt' auf die Sonne, die niedergeht,
Doch mich Verlorenen halte nicht.
Aus: Lieder an eine Verlorene
von Prinz Emil von Schönaich-Carolath
Stuttgart Leipzig Eduard Hallberger 1878