An Sie

Es blüht am Rain der weiße Schlee,
Wohl kommt der Lenz, doch mir ist weh;
Am Kirchthurm seh' ich Schwalben zieh'n,
Könnt' ich mit ihnen heimwärts flieh'n!

Wie ist mein Liebchen gar so hold,
Sein Lockenhaar so klares Gold,
Und in den Augen hell und rein
Des ganzen Himmels Widerschein!

Ich bin von Ihr nun fern, so fern!
Wär' bei der Trauten gar so gern!
Im Waizen lockt die Wachtel laut
Mich in die Arme meiner Braut.

Vor ihrer Thüre wird sie steh'n,
Hinaus zur Ferne traurig seh'n,
Ein Blüthenregen um sie her;
Wer doch an ihrer Seite wär'!

Collection: 
1863

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