Julius Mosen

  • Ich wüßte wol zu singen,
    Ich sing' es aber nicht;
    Mein Herz das will zerspringen,
    Ihr glaubt es aber nicht.

    Schön ist es gegenüber!
    Ihr fraget wer und was?
    Seh' immerfort hinüber,
    Denn dort ist dies...

  • Vor den Fenstern laßt euch warnen
    Junggesellen weit und breit!
    Vor den Netzen, vor den Garnen,
    Vor den Mädchen allezeit!

    Vor den hellen Rosenblüthen,
    Die wo an den Fenstern stehn,
    Müßt ihr Herz und Auge hütten,...

  • Des Morgens früh zu guter Zeit
    Geh' ich zur Sennerin,
    Es ist das Herz mir himmelweit,
    Zieh' ich zur Alpe hin.

    Die Morgensonne scheinet hell,
    Das Mägdlein steht davor,
    Als wär' dort oben an der Stell'...

  • Eva

    Sie sah mich an zuweilen
    Mit schalkhaft klarem Blick;
    Einen Apfel thät sie theilen
    Und brach ein feines Stück.

    Und zwischen ihre Lippen
    Sie eine Hälfte nahm;
    Ich aber durfte nippen,
    Daß Lipp' an...

  • Das Röslein gar verborgen
    In seiner Knospe sitzt,
    Der neue Frühlingsmorgen
    Zum Kuß das Mäulchen spitzt;
    Doch Röslein mag nichts wissen
    Vom Blühen und vom Küssen.

    Das Röslein sitzt gar spröde
    In...

  • Es grünet ein Nußbaum vor dem Haus,
    Duftig,
    Luftig
    Breitet er blättrig die Aeste aus.

    Viel liebliche Blüthen stehen d'ran;
    Linde
    Winde
    Kommen, sie herzlich zu umfahn.

    Es flüstern je...

  • Wie ist so ruhig, klar und rein
    Dein liebes Angesicht,
    So wie im Lenz der Mondenschein
    Ein träumerisches Licht!

    Ich gehe Nächtens nie allein,
    Dein holdes Bild geht mit,
    Und selbst der Mond in hellem Schein...

  • Mit dem grünen, kleinen Hute,
    Mit der Pfauenfeder d'rauf,
    Saß sie da vor mir im Kahne,
    Sah so listig zu mir auf.

    In den Händen beide Ruder
    Theilte kräftig sie die Fluth,
    Daß ihr seid'nes Mieder bebte,...

  • So bist du mein, ich halte dich umschlungen
    In meiner tiefsten Seele mit Gewalt,
    In dir hab' ich mein eig'nes Selbst errungen,
    Es ward mein Traum zu freundlicher Gestalt;
    Und als ich mich in dich erst ganz verloren,
    War ich mir...

  • Mein Herz war eine Aloë,
    So herb in sich befangen,
    Doch thut es plötzlich mir so weh,
    Seine Ruhe ist vergangen.

    Nicht du hast ihm so weh gethan, -
    Es zuckt in Schmerz und Wähnen; -
    Inwendig zündeten es an...