Seele

Sehnend schau ich hinaus:
riefst du mich, liebliche Seele?
Bang in der hämmernden Kehle
fühl ich das lastende Haus.

Schwingen wachsen mir schon.
Seele, Seele, ich nahe!
Dass ich dich wieder empfahe,
kündets der bräutliche Ton?

Wellen heben empor
sich aus dem bleiernen Weiher.
Flatternd zerreissen die Schleier
mir um Auge und Ohr

und ein Dröhnen im Blut
kündet die seligste Feier:
Seele, wie flammt dein Freier!
Herz, wie stürmt deine Glut!

Aus: Richard Schaukal Buch der Seele Gedichte
Bei Georg Müller München & Leipzig 1908

Collection: 
1967

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Sonntag war's. Wir gingen durch das Korn,
wo verborgen blaue Blumen brannten.
Ob sie deinen Blick zu Boden bannten?
Unsichtbare Grillen sangen vorn.

Folgten wir dem lockenden Getön?
Was ich zu dir sprach, hab ich vergessen....

Sonne schien wie heute hell,
da wir - ist es schon so lange? -
zwischen Halmen schritten. Bange
war das Herz und schlug uns schnell.

Aber als wir Hand in Hand
legten, still zurückzugehen,
sahn wir erst ihr Leuchten...

Halt ich im Arm dich wie einst?
Haucht mir wie damals die Wange
zärtlich dein Atem im Flug?
Der ich dich Feinste umfange,
wie du mein Eigen mir scheinst,
lieblich schwindender Trug!

Schimmert mir duftig dein Haar,...

O süße Sehnsucht, holdes Leid,
im Herzen dein Flattern und Drängen!
Ich glätte darüber mein Alltagskleid,
die Flügel dir zu zwängen.

Da willst aus meinen Augen dich,
Gefangene, ergießen:
Geliebte, lächelnd laß sie...

Wie volle weiße Maienblüten,
rund und mit rosigen zarten Spitzen,
sind deine jungen Brüste, Geliebte.

Über dem schmalen geschmeidigen Leibe
stehen sie hoch und reifen schwellend,
süße Granaten am biegsamen Stamme.

...