• An Madame Karschinn, bey der Übersendung eines Blumenstrausses, am ersten December 1789.

    Liebste Karschinn, nimm den Morgengruß
    Und den Blumenstrauß an deinem ersten Tage
    Von mir an, nebst einem warmen Kuß.
    Sey so glücklich, wie die falsche Sage
    5 Oft den Erdenherrscher nennt,
    Der an goldnem Tisch, in purpurnem Gewande,
    Die Zufriedenheit von...

  • [113]

     Do hen sie mer e Ma vergrabe,
    's isch schad für sini bsundre Gabe.
    Gang, wo de witt, suech no so ein!
    Sel isch verbei, de findsch mer kein.

    Er isch e Himmelsg'lehrte gsi.
    In alle...

  • Besondre Gnade eines Italiänischen Prinzen.

    Ein Wälscher Prinz, dem jemand hinterbrachte,
    Daß ihn und seinen Hof ein Deutscher Graf verlachte,
    Schickt seinen Kammerjunker an ihn ab,
    Der diesen mündlichen Befehl ihm gab:
    5 Der Prinz will, daß Ihr ungesäumet
    Noch innerhalb drey Tagen seine Staaten räumet,
    Der Reisende versetzt auf dieses...

  • Lass deine flammen nicht fehlen!
    Kühl ist mein busen wie schnee.
    Wollust · folter der seelen ·
    Diva exaudi me!

    5 Göttin im äther verloren ·
    Feuer im fundament!
    Horch auf das herz das erfroren
    Eherne sänge dir nennt.

    Wollust · ich bleibe dein sklave
    10 Ob dein sirenengesicht
    Aus fleisch und sammt mich besticht

    Oder...

  • [150]      Der Bettler.

    En alte Ma, en arme Ma,
    er sprichtich um e Wohlthat a.
    e Stückli Brod ab euem Tisch,
    wenns eue guete Willen isch !
    He io, dur Gottes Wille !

         Im Sturm und Wetter, arm...

  • [100] Eines Vaters Wehklage.
    (Nach dem Englischen des John Prince. *)[1]

         Hell schien der Mond, und seinen blassen Schimmer
    Ausweinend in mein kümmerliches Zimmer,
    Verlieh er...

  • Banges Stöhnen, wie vor’m nahen Sturme,
         Hallet her vom öden Trauerhauß,
    Todentöne fallen von des Münsters Thurme,
         Einen Jüngling trägt man hier heraus:
    5 Einen Jüngling – noch nicht reif zum Sarge,
         In des Lebens Mai gepflükt,
    Pochend mit der Jugend Nervenmarke
         Mit der Flamme, die im Auge zükt;
    Einen Sohn, die Wonne...

  • [371] Gebet eines Irländers.

    Sankt Patrick, großer Schutzpatron,
    Du sitzest auf dem warmen Himmelsthron;
    O sieh mich an mit freundlichem Sinn,
    Dieweil ich ein armer Paddy bin.

    5 Sankt Patrick, sieh, die...

  • [137]

    Gedanken eines Republikaners beim Sturz Bonaparte’s.

         Ich haßte dich, Thyrann! Ich sah mit Graun,
    Wie du, ein ehrgeizloser Sklav, den Stab
    Des Siegers schwangest ob der Freiheit Grab.
    Du konntest deinen Herrscherthron erbaun,

    [138]
    5      Wo jüngst er stand: – doch lieber wolltest schaun
    Du blut’gen Pomp, den nun die Zeit...

  • Grabschrift eines Spanischen Hauptmanns.

    Der fünfte Karl las einst auf einem Leichenstein
    Die Grabschrift: Dieser Raum schließt einen Krieger ein,
    Der lebenslang sich nie hat fürchten können.
    Der Kaiser lacht und spricht:
    5 Der Mensch hat mit den Fingern wohl kein Licht
    Geputzt, sonst hätt’ er Furcht gehabt sich zu verbrennen.