• [98]
          Freundschaft und Liebe.
     
    Hand in Hand und unzertrennbar wandeln
    Freundschaft und reine Liebe mit einander!
    Wo die Freundschaft entflieht, da senkt der keusche
         Eros die Fackel.

  •      Wie im Morgenglanze
    Du rings mich anglühst,
    Frühling, Geliebter!
    Mit tausendfacher Liebeswonne
    5 Sich an mein Herz drängt
    Deiner ewigen Wärme
    Heilig Gefühl,
    Unendliche Schöne!

         Daß ich dich fassen möcht’
    10 In diesen Arm!

         Ach an deinem Busen
    Lieg’ ich, schmachte,
    Und deine Blumen, dein Gras...

  • 1.
    Göttinn! Der die Wonnezähre
    Von der Rosenwange träuft;
    Der des Lohnes goldne Aehre
    Kindlich an dem Busen reift:
    Sei in deinem Heiligthume,
    Das die Seligkeit umfliest,
    Engelschwester! Himmelsblume!
    Hoch und traulich mir gegrüst.

    2.
    Du entfliehst dem Fürstenthrone,
    Wo dein Afterbild sich bläht:
    Reicht dem...

  • Woher das Jauchzen dort auf jenen Traubenhügeln?
         Woher das Evan Evoe?
    Wem glüht die Wang’? wer ists, den ich in bunten Flügeln
         Den hohen Thyrsus schwingen seh?

  • Wohl nicht ums ganze Erdenrund
    Möcht ich, spricht Fräulein Kunigund,
    Des Nachts mehr in den Spiegel schauen –
    Des Satans scheußlich Angesicht
    5 Sah ich daraus leibhaftig schauen –
    Bei Gott! spricht Veit, ich zweifle nicht,
    Man siehts ja selbst beim Tageslicht.

    Hr.

  •      Hoch auf dem alten Thurme steht,
    Des Helden edler Geist,
    Der, wie das Schiff vorübergeht,
    Es wohl zu fahren heißt.

    5      „Sieh, diese Senne war so stark,
    Dieß Herz so fest und wild,
    Die Knochen voll von Rittermark,
    Der Becher angefüllt;

         Mein halbes Leben stürmt’ ich fort,
    10 Verdehnt’ die Hälft’ in Ruh.
    Und du,...

  • Genuß des Vergangnen.

    Gekrümmter schleicht ihr schon am Wanderstahe,
    Und klagt des Lebens sinkenden Ruin:
    Ha, statt zu klagen, nutzt die gute Gabe,
    Die uns zum Trost des Himmels Gunst verliehn; –
    5 Den Talisman, durch den, mit schnellern Flügeln
    Als Schall und Licht, die Seele rückwärts eilt,
    Und auf der Jugend reichbeblümten Hügeln
    Im...

  •      Des Menschen Seele
    Gleicht dem Wasser:
    Vom Himmel kommt es,
    Zum Himmel steigt es,
    5 Und wieder nieder
    Zur Erde muß es,
    Ewig wechselnd.

         Strömt von der hohen,
    Steilen Felswand
    10 Der reine Strahl,
    Dann stäubt er lieblich
    In Wolkenwellen
    Zum glatten Fels,
    Und leicht empfangen
    15 Wallt er...

  •      Wenn der uralte,
    Heilige Vater
    Mit gelassener Hand
    Aus rollenden Wolken
    5 Segnende Blitze
    Über die Erde sä’t,
    Küß’ ich den letzten
    Saum seines Kleides,
    Kindliche Schauer
    10 Treu in der Brust.

         Denn mit Göttern
    Soll sich nicht messen
    Irgend ein Mensch.
    Hebt er sich aufwärts,
    15 Und...

  • [70] Grablied auf einen in der Schlacht gebliebenen jungen Helden.

    Jüngling.
    Hier fiel der Jüngling unser Freund!
    Der Held sank hier dahin!
    Noch schlug er sterbend...