Der kleine Liebesgott legt’ einst im Schlaf
Zur Seite sich den herzerglüh’nden Brand,
Als eine Schaar von Nymphen auf ihn traf,
Die ew’ge Keuschheit schwur. In ihre Hand
5 Die schönste Spröde nahm den Feuerstrahl,
Der viele treue Herzen einst entzündet;
Und so der Feldherr aller Liebesqual
Entwaffnet sich von Mädchenhänden findet.
Drauf...
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Laß nicht abgöttisch meine Liebe heißen,
Noch den Geliebten nur ein leer Gedicht,
Da gleicher Weis’ mein Singen und mein Preisen
Von ihm und zu ihm stets dasselbe spricht.
5 Mein Lieb ist freundlich heut und freundlich morgen,
Und stete Treue schmückt ihn wunderbar;
Drum auch um Mannigfaltigkeit nicht sorgen
Die Vers’, und stets dasselbe bringen... -
Wenn in der Chronik längst verschollner Zeit
Ich dargestellt sah schöner Reden Bild,
Im alten Reim, der Schönheit Dienst geweiht,
Verblichner Frau’n und Ritter Preis enthüllt;
5 Wie holder Reiz im Liede ward verehrt
Von Hand und Fuß, von Auge, Lipp’ und Brau’n:
Dann hat verjährter Sang mir nur erklärt
Die Schönheit, deren Herrin wir dich schau’n... -
Nicht eigne Furcht, nicht das Prophetendichten
Der weiten Welt, die Zukunftsträume nährt,
Kann meiner treuen Liebe Bund vernichten,
Als ob mein Recht auf Frist mir nur gewährt.
5 Der bleiche Mond, er konnt’ Verfinsterung höhnen,
Der Augur[1] glaubt nicht an sein trübes Wort;
Als sicher wird Unstetes sich nun krönen,
... -
Was kann mein Hirn für Zeichen noch erfinden,
Die nicht mein treues Herz dir schon beschrieb?
Was gäb’s zu sprechen neu, was zu verkünden,
Das meiner Lieb’ und deinem Lob verblieb? –
5 Nichts, süßer Knabe! Wie ein fromm Gebet
Muß täglich ich dieselben Worte brauchen;
Nichts Altes ist, da unser Bund besteht,
So jung als meiner Liebe erstes... -
Ach, wahr ist’s! unstät schweift’ ich her und hin
Und zeigte narrenscheckig mich dem Blick,
Bot Theures feil, befleckt’ den eignen Sinn,
Rief alte Schmach mit neuem Trieb zurück.
5 Wohl habe fremd und scheel ich angeseh’n
Das Wahre; doch ich schwör’s beim Himmel droben,
Daß dieser Fall verjüngt mich ließ ersteh’n,
Der Frevel ließ mich deine Treu... -
Wohl magst du meinem Mißgeschicke grollen,
Der Göttin, die verschuldet meinen Fall,
Zum Leben wollt’ sie mir nichts Beßres zollen,
Als feile Kunst mit feiler Sitten Wahl.
5 So trägt mein Name der Beschimpfung Brand,
So zeigt erniedrigt tief mein ganzes Leben
Des Schmachgewerbes Spur, wie Färbers Hand;
Ach, könnt’ dein Beileidswunsch mir Andres... -
Du heilst mit Liebeswort die Schmerzenswunde,
Die auf die Stirn’ mir Pöbellust gebrannt.
Sei gut, sei schlecht mein Ruf in Aller Munde,
Wenn gut, wie schlimm dein Herz mich hat erkannt.
5 Du bist mein All! zu wissen muß ich streben,
Ob mir dein Lob, ob deine Schmach gebührt;
Ich kann für Keinen, Keiner für mich leben,
Der den gestählten Geist... -
Seit fern ich von dir, ist mein Aug’ im Sinn;
Was leitend mich auf meinen Wegen richtet,
Hat seine Kraft getheilt, ist blind dahin,
Scheint sehend zwar, doch ist es ganz vernichtet.
5 Denn nicht dem Herzen kann es übergeben
Die Form, die Blum’ und Vogel dar ihm stellt,
Den Geist berühret nicht im flücht’gen Weben
Das Bild, das kaum Beschauung... -
Ob es mein Sinn ist, der, mit dir gekrönt,
Den gift’gen Herrschertrank schlürft – Schmeichelei?
Ob mich mein Auge wirklich nicht gehöhnt,
Dem Zauberkunst dein Lieben brachte bei,
5 Umformend, was Natur hat mißgestaltet,
Zu Cherubim, die deinem Wesen gleich,
Vollendetes aus Schlimmem sich entfaltet,
Wie es gelangt in seines Strahls Bereich?...