[350] Zwei Seelen
Ich, Herr Tiger, bestehe zu meinem Heil
aus einem Oberteil und einem Unterteil.
Das Oberteil fühlt seine bescheidene Kleinheit,
ihm ist nur wohl in völliger Reinheit;
5 es ist tapfer, wahr...
[350] Zwei Seelen
Ich, Herr Tiger, bestehe zu meinem Heil
aus einem Oberteil und einem Unterteil.
Das Oberteil fühlt seine bescheidene Kleinheit,
ihm ist nur wohl in völliger Reinheit;
5 es ist tapfer, wahr...
In einem totenstillen Lied
vom Weh zum Wort die Frage zieht:
Wer weiß wo.
Wer weiß, wo dieses stille Leid
5 begraben liegt, es lärmt die Zeit
vorüber so.
Sie schweigt nicht vor der Ewigkeit
und stirbt und ist doch nicht bereit
zur letzten Ruh.
10 In einem lebenslauten Lied
vom Wahn zum Wort die Frage zieht:
Wer...
[18] ZWEIFEL
Ach, wir wissen von keinem Gedanken, wann er
Neu war, von keiner Schönheit, wann sie
Schwand und erschien, von keiner Tat, wir erkennen
Unsre Schuld nicht.
5 Darum laßt uns verehren, es wäre ja...
[49] ZWISCHEN LIPP UND KELCHESRAND
Ein weibliches Rekördchen
Hatte sich besoffen,
Mußte mal aufs Örtchen.
Als es wieder rauskam,
5 War’s schon übertroffen.
[95] Zwischen den Schlachten
Leidige Politika!
Clementine, süßer Fetzen!
Laß mich mich an dir ergetzen –
Bin so wild, seit ich dich sah,
5 Venus Amathusia!
Mädchen mit dem kleinen Ohr,...
[11] Zwischen meinen Wänden
Ich danke dir: Ich bin ein Kind geblieben,
Ward äußerlich auch meine Schwarte rauh.
Zu viele Sachen weiß ich zu genau
Und lernte mehr und mehr die Wände lieben....
Vergiss mich nicht,
O verstoss mich nicht
Aus deinem leisen Gedenken,
Die Welt ist so weit –
Ich bin allein
Und leb in Feindes Haus
Und das freundliche Heimchen
Zirpt nun vor anderer Tür –
– Vergiss mich nicht –
O verstoss mich nicht
Auf immer
Aus deinem...
Sie, sonst von der gleichmässigen Heiterkeit
Der Strahlend-Gesunden,
Sie hat seit langer Zeit
Nicht Ruhe gefunden.
Eine Stimme hat in ihr Leben geklungen,
Augen sah sie, schön wie das Licht,
Nun hört sie Reden der anderen nicht
Und bleibt von einem Blick bezwungen.
Wenn auf der Strasse die...
Mein Herz ist einfach
Wie ein Kinderherz
Verzeih ihm nur und zürne nicht:
Es kann nicht zweie lieben,
Nur einen immerzu
Und – ja – der eine –
Der bist du! (S. 26)
_____
Einstmal, wenn Sehnsucht nimmer schweigen kann,
Schleich ich mich nächtlich an dein Lager heran,
Wenn die Lider
Wie weisse Falter auf blauen Blüten wiegen,
Und die Träume auf deinem Denken liegen,
Wie Steine auf tiefen, tiefen Brunnen
Dann schleich ich mich an dein Lager ein
Und halt dein geliebtes Haupt...